Neue Betreiber sollen für Zuverlässigkeit sorgen –
Zuschuss vom Landkreis und der Gemeinde beträgt über fünf Millionen Euro pro Jahr – Teile von Rulle werden abgehängt
Besser eine „B-Lösung“ als gar nichts: Die Diskussion des Gemeinderats über das künftige Buskonzept zeigte vor allem, dass sich die Zufriedenheit mit dem neuen Angebot sowohl bei den meisten Ratsmitgliedern wie auch bei der Verwaltung in Grenzen hält.
Dessen ungeachtet folgte eine große Ratsmehrheit letztlich der Empfehlung von Bürgermeister Otto Steinkamp, sich auf eine positive Stellungnahme für das Konzept zu einigen, das von der Arbeitsgemeinschaft (Arge) der Busunternehmen Hummert (aus Dissen) und Hülsmann (aus Voltlage) erarbeitet worden ist.
Dagegen stimmten neben Marion Müssen von der CDW/W und Clemens Lammerskitten nur einige weitere Mitglieder der CDU-Fraktion.
Mit dem Ratsbeschluss spricht sich die Gemeinde Wallenhorst nun dafür aus, dass die genannten Busunternehmen die Genehmigung für den Betrieb eines eigenwirtschaftlichen Linienverkehrs von der Landesverkehrsgesellschaft bekommen.
Im Fall einer Zustimmung der für den ÖPNV-Betrieb zuständigen Behörde würde der Linienverkehr für den Bereich Wallenhorst-Osnabrück ab dem 1. November 2025 in den Händen der beiden Arge-Firmen liegen.
Die Gemeinde müsste dann bis zum 31. Oktober 2035 jedes Jahr einen Zuschuss von mindestens 420.000 Euro an die beiden Unternehmen zahlen. Zudem ist vorgesehen, dass der Landkreis Osnabrück den Busbetrieb im Gemeindegebiet und nach Osnabrück mit einer deutlich höheren Summe subventioniert – nach Informationen des Bürger-Echos mit rund 4,6 Millionen Euro pro Jahr.
Als wesentlichen Vorteil verwies Bürgermeister Otto Steinkamp auf die Aussicht auf einen endlich wieder verlässlichen Busverkehr. Nach mehreren Jahren, die von unzähligen Verspätungen und ausgefallenen Fahrten geprägt waren, sollen sich die Bürgerinnen und Bürger bald auf einen Busfahrplan verlassen können, der nicht nur auf dem Papier steht.
„Wir sind sehr froh über das Angebot und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit“, betonte Otto Steinkamp. Zwar beinhalte das neue Konzept auch Nachteile sowie zum Teil einige durchaus bedauerliche Verschlechterungen, die Vorteile würden aber überwiegen und ein positives Votum aus Wallenhorst rechtfertigen. Das gelte umso mehr, weil es keine Alternative zu dem vorgelegten Konzept gebe.
Da kein weiteres Angebot vorliegt, müsste der Busbetrieb bei einem „Nein“ zu dem Arge-Angebot europaweit ausgeschrieben werden, erklärte der Bürgermeister. Genau das könnte dazu führen, dass weit entfernte Unternehmen den Zuschlag bekommen würden, die möglicherweise ähnlich unzuverlässig unterwegs sind, wie es die Wallenhorster Fahrgäste in den letzten Jahren erleben mussten.
Die Ratsmitglieder Marion Müssen und Clemens Lammerskitten überzeugte das nicht. Sie machten im Rat erneut klar, dass aus ihrer Sicht zu viel gegen das neue Konzept spricht. Kritikwürdig sei insbesondere, dass der Ortsteil Rulle durch den Verzicht auf die Verbindung über den Haster Berg in Zukunft von seinem direkten Nachbarort Haste abgeschnitten ist.
„Die gewohnte Fahrt zum Arzt, zu Vereinstreffen und anderen sozialen Kontakten wird dann mit dem Bus nicht mehr möglich sein. Das geht gar nicht.“
Dass sich auch viele Einwohner gegen große Teile des neuen Buskonzepts aussprechen, wurde unmittelbar vor der Ratssitzung in der Bürgerfragestunde deutlich, die wegen der zahlreichen kritischen Einlassungen um etwa 15 Minuten verlängert wurde. Bei den Mitgliedern des Gemeinderats blieb die stets sachlich, aber auch bestimmt vorgetragene Bürger-Kritik offensichtlich nicht ohne Wirkung. So stimmten die SPD- und die CDW/W-Fraktion (mit Ausnahme von Marion Müssen) dem neuen Buskonzept nur unter der Maßgabe zu, dass es in einem oder zwei Jahren eine Evaluierung gibt, bei der alles noch einmal auf den Prüfstand kommen soll, betonte die SPD-Ratsfrau Sabine Steinkamp: „Wir schauen jetzt erst einmal, wie gut das Ganze funktioniert und von den Bürgern akzeptiert wird. Wenn sich herausstellt, dass Nachbesserungen sinnvoll sind, müssen wir das gemeinsam angehen.“ (H.)
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