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420.000,- Euro für Verschlechterungen?

Ratsmitglieder aus mehreren Fraktionen lehnen ÖPNV-Konzept des Landkreises ab –

Neuplanung sieht Ausdünnung des Streckennetzes vor – 

Zahlreiche neu ausgebaute Haltestellen würden nicht mehr angefahren – 

„Für Wallenhorst ist das völlig inakzeptabel“

Zu wenige Verbindungen und immer wieder Busse, die deutlich verspätet oder gar nicht fahren: Das in weiten Teilen unzuverlässige ÖPNV-Angebot ist für viele Wallenhorster Bürger schon seit Langem ein alltägliches Ärgernis. Trotz eines jährlichen Zuschusses von 420.000,- Euro, den die Gemeinde an die beim Kreis angesiedelte Verkehrsgesellschaft zahlt, funktioniert der öffentliche Busverkehr in unserer Gemeinde eher schlecht als recht. Auch die aktuellen Gespräche zwischen dem zuständigen Landkreis Osnabrück und Vertretern der Gemeinde machen wenig Hoffnung, dass es ab 2025 unter dem Strich zu Verbesserungen kommen wird.

Ein dem Bürger-Echo vorliegender, von der Kreisverwaltung erstellter Beschlussvorschlag zeigt unter anderem, dass das Streckennetz in fast allen Wallenhorster Ortsteilen zum Teil deutlich ausgedünnt werden soll. Das bedeutet konkret, dass der Weg zur nächsten Bushaltestelle für viele Wallenhorster erheblich weiter wird. Unter anderem soll das in Zentrumsnähe gelegene, dicht besiedelte Berliner Viertel ebenso wie etliche Bereiche von Rulle nicht mehr von den ÖPNV-Bussen angefahren werden.

Auch zum Bahnhof in Halen sowie in das neue Gewerbegebiet in Hollage sieht das neue ÖPNV-Konzept keine direkte Busverbindung vor. Auf der Streichliste steht nicht zuletzt der Nachtbus von Osnabrück nach Wallenhorst. Ob und mit welcher Taktung das benachbarte Pye künftig an das Streckennetz nach Hollage und Osnabrück angebunden sein wird, ist noch nicht entschieden. Hierzu laufen aktuell Gespräche mit den Stadtwerken Osnabrück.  

Sicher ist dagegen, dass die gut genutzte umstiegsfreie Busverbindung von Wallenhorst über Rulle nach Haste sowie dem Nettebad bis hin zum Hauptbahnhof komplett entfallen soll. Statt dessen führt der ÖPNV-Weg von Rulle nach Osnabrück über die neue Linie X510 zunächst zum Wallenhorster Schulzentrum und von dort aus über die B 68 nach Osnabrück. Dass diese auf die B 68 verlegte Verbindung eine um wenige Minuten verkürzte Fahrzeit verspricht, wird in dem Landkreis-Schreiben als großes Plus angepriesen.

Zu dem neuen Konzept gehört auch, dass im Gemeindegebiet über ein Dutzend Haltestellen zum Teil oder komplett entfallen werden, wenn das neue ÖPNV-Konzept am 16. Dezember vom Kreistag verabschiedet werden sollte. Betroffen wären nach einer Auflistung der Kommunalpolitiker Marion Müssen (CDW/W), Ellen Ackermann (Die Grünen) und Clemens Lammerskitten (CDU) zum Beispiel folgende Standorte: Am Bürgerpark, Zum Sportplatz, Wallenhorst Friedhof, Erlengrund, Lingemann, An der Nette, Wittekindsburg und Wellenkamp in Rulle (jeweils beidseitig) sowie einseitig auch die Haltestellen an der Apotheke, Am Haupthügel, an der Poststraße und der Lindenstraße.         

Ein aus Sicht der Steuerzahler bitterer Nebeneffekt ist, dass mehrere der bald verwaisten Haltestellen erst vor kurzer Zeit für viel Geld erneuert bzw. ausgebaut worden sind. Ein eklatantes Beispiel ist hier etwa der Bushalt am Ruller Wellenkamp, der mit einer sechsstelligen Summe vorbildlich barrierefrei und besonders großräumig gestaltet wurde. Die Haltestellen Am Bürgerpark und Zum Sportplatz waren ebenfalls erst vor Kurzem mit einem neuen Wetterschutz ausgestattet worden. Wie viel Geld die Gemeinde Wallenhorst in den letzten Jahren insgesamt für bald nicht mehr bediente Haltestellen ausgegeben hat, wird das Bürger-Echo voraussichtlich in seiner nächsten Ausgabe berichten.

Für Marion Müssen, Ellen Ackermann und Clemens Lammerskitten ist klar, dass „wir das vorliegende Konzept so nicht hinnehmen werden“. Die Landkreis-Planung würde für die Wallenhorster Bürgerinnen und Bürger kaum Verbesserungen, aber zahlreiche „völlig inakzeptable Verschlechterungen“ bringen.

Da die Politik und Verwaltung in Wallenhorst nur sehr begrenzt Einfluss auf den ÖPNV der Zukunft nehmen könne, müssten Bürger-Wünsche nach positiven Veränderungen direkt an die Entscheider des zuständigen Landkreises Osnabrück herangetragen werden. Als beste Möglichkeit verweisen die drei Wallenhorster Kommunalpolitiker auf die nächste Kreistagssitzung am 16. Dezember, bei der im Osnabrücker Kreishaus ab 15 Uhr auch das ÖPNV-Konzept für Wallenhorst auf der Tagesordnung stehen soll.           

Die genannten Veränderungen sollen übrigens nur für die normale ÖPNV-Nutzung in Wallenhorst gelten. Der Schülerverkehr werde nach den Plänen des Landkreises wohl unverändert bleiben. (H.)


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