· 

„90 Prozent haben das Seepferdchen“

Wallenhorster Grundschul-Leiter:

Schwimmunterricht zumeist am Vormittag –

„Kinder sollten am Ende der Grundschule sicher schwimmen können“ –

Wäre ein eigenes Bad hilfreich?

„Schwimmen hat einen hohen gesundheitlichen Wert und kann lebensrettend sein. Daher sollte jedes Kind am Ende der Grundschulzeit sicher schwimmen können.“ Das Niedersächsische Kultusministerium hat die Anforderungen an den Sportunterricht im Primarbereich sehr deutlich formuliert. Demnach sollen die Kinder spätestens am Ende der vierten Klasse in der Lage sein, mittels Brust-, Rücken oder Kraulschwimmen eine Strecke von 200 Metern ohne Pause bewältigen zu können.

Zudem sollen sie mindestens zwei verschiedene Sprünge ins Wasser beherrschen sowie damit verbundene Wagnisse und Risiken realistisch einschätzen. Im Rahmen des schulischen Schwimmunterrichts müssen die Kinder unter anderem auch die Baderegeln in öffentlichen Schwimmbädern kennenlernen und die dort geltenden Hygienemaßnahmen selbstständig umsetzen können.

Alles in allem sollen die in der Schule erworbenen Kenntnisse den Kindern „auch im Freizeitbereich einen sichereren Zugang zum Bewegungsraum Wasser“ ermöglichen, ist in dem Kerncurriculum für die Grundschule aus dem Jahr 2020 festgelegt, das im Land Niedersachsen „die Grundlage für den Unterricht im Fach Sport“ ist.

Was das konkret bedeutet, erklärt Melanie Bünn, Sprecherin der Regionalen Landesämter für Schule und Bildung am Dienstort Lüneburg auf Nachfrage des Bürger-Echos wie folgt: „Die notwendig zu erwartenden Kompetenzen sind untergliedert in Wassergewöhnung, Wasserbewältigung, sich schwimmend fortbewegen, Tauchen sowie Wasserspringen. Auftrag der Schule ist es, den Erwerb der erwarteten Kompetenzen zu ermöglichen.“ Das Fazit ist klar und eindeutig: „Am Ende der Grundschulzeit sollte jedes Kind sicher schwimmen können.“

Um diese Kernforderung erfüllen zu können, sind die Grundschulen wie später auch die weiterführenden Schulen angehalten, dass von qualifizierten Lehrkräften erteilter Schwimmunterricht möglichst über ein komplettes Schuljahr auf dem Lehrplan steht. Wo dies nicht umsetzbar ist, kann der obligatorische Schwimmunterricht auch als Blockunterricht organisiert werden – etwa im Rahmen einer Klassenfahrt oder Projektwoche mit dem Schwerpunkt Schwimmen, erklärt die Landesämter-Sprecherin Melanie Bünn.

Einen zusätzlichen Vorschlag hat dazu die GEW. Auch mit Blick auf Kommunen wie die Gemeinde Wallenhorst, die weder über ein Hallen- noch ein Freibad verfügen, fordert die Bildungsgewerkschaft die „Bereitstellung von mehr Schwimmbädern zur Durchführung von Schwimmunterricht“.

Die fast 24.000 Einwohner-Gemeinde Wallenhorst zählt im Landkreis Osnabrück zu den wenigen Kommunen, in denen es weder ein Hallen- noch ein Freibad gibt. Wer Schwimmen gehen möchte, muss dafür nach Bramsche oder Osnabrück fahren, wo die nächstgelegenen Bäder angesiedelt sind. Komfortable Schwimmangebote für Kinder und Erwachsene gibt es selbst in Landkreis-Kommunen wie Bad Iburg, Bohmte, Dissen und Glandorf, die allesamt deutlich weniger Einwohner wie unsere Gemeinde haben. Im Wallenhorster Gemeinderat und der Verwaltungsspitze wurde in den letzten zehn bis 15 Jahren zu keinem Zeitpunkt ernsthaft über den Bau eines eigenen Schwimmbads diskutiert. Stattdessen wurden jüngst zum Beispiel elf Millionen Euro für neue Grundschulmensen mit jeweils bis zu 20 Räumen freigegeben.

Wie der Schwimmunterricht an den Grundschulen im Gemeindegebiet organisiert ist, hat das Bürger-Echo bei den jeweiligen Schulleitungen nachgefragt. Die Antworten von Sandra Barenkamp (Grundschule Lechtingen), Inga Berghaus (Johannisschule Wallenhorst), Stefan Nawrath (Katharinaschule Wallenhorst) und Anne Stüken (Erich-Kästner-Schule Hollage) dazu sind in dem folgenden Text nachzulesen:

 

Frage: Ist an Ihrer Schule für alle Kinder sichergestellt, dass Schwimmunterricht in zwei Schuljahren stattfindet?

Sandra Barenkamp: Bei uns findet der Schwimmunterricht in der 4. Klasse in einem Halbjahr statt.

Inga Berghaus: Nein. Das Nette- und das Hasebad sind aktuell so voll, dass es keine weiteren Schwimmzeiten mehr für uns gibt – bzw. die Schwimmzeiten sind so kurz, dass es sich dann nicht lohnt.

Stefan Nawrath: An der Katharinaschule haben die Kinder im gesamten 3. Schuljahrgang Schwimm- und Sportuntericht. Im wöchentlichen Wechsel fahren die Kinder ins Nettebad oder haben Sportunterricht. Zusätzlich können die Eltern bereits im 2. Schuljahrgang eine Schwimm AG im Ganztagsbereich wählen. Damit sprechen wir speziell Kinder an, die noch keine Wassererfahrungen sammeln konnten oder auch Berührungsängste damit haben. So erhöhen wir bereits die „Schwimmer-Quote“ für den Schwimmunterricht in Klasse 3. Die AG findet zusammen mit der Grundschule Lechtingen statt.

Anne Stüken: Unsere Schüler erhalten alle im 3. und auch im 4. Schuljahr verpflichtenden und zusätzlich im 2. Schuljahr im Rahmen einer Ganztags-AG Schwimmunterricht. Die Vorgaben des RSLB (zwei Halbjahre Schwimmunterricht) halten wir ein.

 

Frage: Wo findet der Schwimmunterricht statt und ist er kostenlos für Eltern und Schüler?

Sandra Barenkamp: Er findet im Hasebad in Bramsche statt. Wir haben zu unserer Uhrzeit das gesamte Bad für uns allein.

Inga Berghaus: Im Hasebad Bramsche. Für die Familien entstehen keine Kosten.

Stefan Nawrath: Der Schwimmunterricht ist für Eltern und Schüler kostenlos und findet im Nettebad statt.

Anne Stüken: Die Kinder der 3. Klassen fahren zum Hasebad in Bramsche. Die 4. Klassen und die Schwimm-AG fahren zum Schwimmen in das Osnabrücker Nettebad. Die Eintrittsgelder werden von der Gemeinde Wallenhorst und der Bustransport vom Landkreis Osnabrück finanziert. Die Sachkosten für die Schwimm-AG werden komplett von der Gemeinde Wallenhorst übernommen. Die Personalkosten trägt die Schule, also das Land Niedersachsen.

 

Frage: Gibt es organisatorische bzw. finanzielle Hilfen durch die Gemeindeverwaltung?

Sandra Barenkamp: Die Gemeinde zahlt die Buskosten und finanziert auch einen zusätzlichen Nichtschwimmerkurs im Nettebad Osnabrück, der im Rahmen des Ganztagsunterrichts stattfindet. Die Bus- und Schwimmbadkosten übernimmt der Schulträger. Zusätzlich zu unserer Lehrkraft haben wir über den Förderverein eine Schwimmtrainerin vom DLRG für diesen Kurs eingestellt.

Inga Berghaus: Der Schulträger übernimmt die Kosten für den Eintritt und den Bus.

Stefan Nawrath: Die Gemeinde Wallenhorst finanziert für den Schwimmunterricht im Vormittagsbereich die Beförderung (Bus) und auch die Miete für die Schwimmbahnen im Nettebad. Das ist ihre Aufgabe als Schulträgerin. Zusätzlich finanziert sie aber auch die Beförderung und Miete für die Schwimmbahnen für die zusätzliche Schwimm-AG im Nachmittagsbereich. Das ist eine freiwillige Leistung, für die wir sehr dankbar sind. Ohne diese Unterstützung könnte das Angebot nicht aufrecht erhalten werden.

Anne Stüken: Wir erhalten keine organisatorischen Hilfen von der Gemeinde Wallenhorst.

 

Frage: Wie hoch schätzen Sie den Anteil der an ihrer Schule unterrichteten Kinder, die nach der vierten Klasse schwimmen können?

Sandra Barenkamp: Dank des Nichtschwimmerkurses verlässt jedes Kind unsere Schule als Schwimmer.

Inga Berghaus: 97 Prozent.

Stefan Nawrath: Hier ist die Frage, wie „Schwimmfähigkeit“ definiert wird. Eine grobe Schätzung der Schwimmlehrkräfte hat ergeben, dass rund 90 Prozent der Kinder das Seepferdchen erreichen und etwa 75 Prozent das Jugendschwimmabzeichen Bronze.

Anne Stüken: Alle Schüler der EKS können nach der 4. Klasse schwimmen, wenn sie die EKS von Anfang an besucht haben. 

 

Frage: Würden Sie sich ein Schwimmbad in der Gemeinde Wallenhorst wünschen?

Sandra Barenkamp: Nein, das ist finanziell absolut nicht tragbar. Sowohl das Nettebad wie auch das Hasebad sind gut zu erreichen.

Stefan Nawrath: Ich denke, dass sich niemand gegen ein eigenes Schwimmbad im Gemeindegebiet aussprechen würde. Aber ich halte die örtliche Nähe des Nettebades und auch des Hasebades als durchaus akzeptabel. Gerade in Zeiten knapper Kassen überlasse ich die Priorisierung bezüglich des Gemeindebudgets gern den gewählten Ratsmitgliedern der Gemeinde Wallenhorst.

Anne Stüken: Ja, wir wünschen uns ein Schwimmbad in Wallenhorst, da wir dann nicht so viel Zeit im Bus verbringen müssten, um zum Schwimmen zu kommen. Außerdem könnten die Kinder auch in ihrer Freizeit ihre Schwimmfähigkeiten trainieren. (H.)


Kommentar schreiben

Kommentare: 0