Katharinaschule: Ratsmehrheit aus SPD, CDW/W und FDP stimmt für besonders großzügige Variante – Gemeinde wird sich zur Finanzierung weiter verschulden müssen
140 Quadratmeter fürs Mittagessen und 480 Quadratmeter für 19 Zusatzräume –
Was wird aus dem Schuldach?
„Wenn die Kinder bis zum Nachmittag in der Schule bleiben sollen, müssen sie sich dort auch richtig wohl fühlen können.“ Dirk Hagen (CDW/W) brachte in der jüngsten Ratssitzung die Mehrheitsmeinung der Ratspolitiker zum Thema Mensaneubau für die Katharinaschule auf den Punkt: „Wir sollten dafür sorgen, dass die Schulen so gut wie möglich ausgestattet sind.“ Mit den Stimmen von SPD, CDW/W und FDP wurde beschlossen, dass die am Wallenhorster Schneidling gelegene Grundschule ein großzügiges neues Mensagebäude bekommen soll.
Inklusive diverser Zusatzräume soll das neue Mensagebäude für die derzeit 180 Grundschüler gut 620 Quadratmeter groß sein, wovon rund 140 Quadratmeter für die Einnahme des Mittagessens vorgesehen ist. Die übrigen 480 Quadratmeter teilen sich unter anderem in drei Betreuungsräume, einem Büro sowie einem – auch wegen der Vielzahl der Räume – 78 Quadratmeter großen Flur auf. Insgesamt umfasst der Mensaneubau vom Behinderten-WC bis zur Umkleide fürs Personal nicht weniger als 20 Räume. Die Kosten liegen nach der aktuellen Kalkulation der Gemeindeverwaltung bei rund 3,34 Millionen Euro.
Bürgermeister Otto Steinkamp hatte zu Beginn der zum Teil sehr emotional geführten Diskussion für eine kostengünstigere Lösung geworben, bei der die Gemeinde mit knapp 2,1 Millionen Euro ausgekommen wäre. Für die aktuell neun Grundschulklassen wäre für diese Summe eine ebenso große Mensa gebaut worden, aber unter anderem ein Betreuungsraum weniger sowie keine Lehrküche gebaut worden. Zudem hätte es keine eigene WC-Anlage gegeben. Alles in allem wäre auch dieser Mensa-Neubau insgesamt knapp 400 Quadratmeter groß gewesen.
Für die Ratsmehrheit reichte das nicht aus. Statt bei den Kindern, solle besser an anderer Stelle gespart werden, betonte etwa der SPD-Ratsherr Hauke Klein. So sollte auf die von der Gemeindeverwaltung empfohlene Dachsanierung erst einmal verzichtet werden – in der Hoffnung, dass dieses noch möglichst lange hält. Der Grünen-Fraktionschef Rüdiger Schulz zeigte sich „zutiefst verwundert und enttäuscht“, dass noch nicht geklärt ist, ob und wann hier ein Sanierungsbedarf besteht: „Als Bürgermeister hätte ich schon längst einen Fachbetrieb engagiert, der sich die Beschaffenheit der Dachfläche einmal genau anschaut.“
Dass die Schüler der Katharinaschule eine möglichst gut ausgestattete Mensa bekommen sollen, stellte auch Rüdiger Schulz nicht in Frage. Bauchschmerzen würden seiner Fraktion aber die hohen Kosten machen. Auch die vom Bürgermeister favorisierte Lösung sei durchaus großzügig, aber um gut 1,2 Millionen Euro preisgünstiger. Ähnlich argumentierte der CDU-Ratsherr Ernst August Schulterobben. Angesichts ihrer schlechten Finanzlage sei die Gemeinde in der Pflicht, bei neuen Investitionen auch auf die Kosten zu schauen. Die CDU spreche sich daher für einen Mittelweg aus, bei dem noch einmal kritisch hinterfragt wird, ob und wie sich bei dem 3,34 Millionen-Projekt noch der eine oder andere Euro einsparen lässt.
Bei der Abstimmung sah das die Ratsmehrheit anders. Allein Bürgermeister Otto Steinkamp votierte für die kostengünstigere Variante, während sich die CDU- und die Grünen-Fraktion jeweils der Stimme enthielten. Für den Haushalt der Gemeinde Wallenhorst bedeutet der Mehrheitsbeschluss von SPD, CDW/W und FDP, dass dort rund 1,2 Millionen Euro zur Finanzierung des Projekts fehlen. Bislang wurden für die Mensa der Katharinaschule 107.000 Euro für das Haushaltsjahr 2024 sowie jeweils gut eine Million Euro in den Haushalten für 2025 und 2026 eingestellt.
Schon diese Summe hätte die Gemeinde größtenteils mit neuen Schulden finanzieren müssen, weil eigentlich kein Geld für eine derart teure Investition übrig ist. Die zusätzliche Millionensumme zur Finanzierung der „großen Lösung“ für die Katharinaschule kommt nun auf das schon bestehende Minus oben drauf. Für die Gemeinde wird es nun noch schwieriger, unter der magischen Verschuldungsgrenze von 50 Millionen Euro zu bleiben – und wird damit deutlich über 2.000,- Euro Schulden pro Einwohner rutschen.
Dass genau das wegen der aktuell hohen Zinsen schon heute problematisch und in Zukunft eine noch stärkere Belastung kommender Generationen bedeutet, machte der FDP-Ratsherr Dr. Marco Barenkamp im Laufe der Diskussion klar. Dessen ungeachtet stimmte letztlich auch die FDP für die 3,34 Millionen-Variante: „Im Zweifelsfall entscheiden wir uns für die Kinder.“
Die rund 20 deutlich sichtbar eigens wegen dieses Themas zur Ratssitzung gekommenen Besucher nahmen das Ratsvotum sichtlich zufrieden zur Kenntnis. Sie verließen den Ratssaal unmittelbar nach der Abstimmung. Die folgenden Tagesordnungspunkte mit mehr als zwei Dutzend weiteren Themen zum Gemeindeleben interessierte diese Bürgerinnen und Bürger offenbar weniger. (H.)
Fakten zu den neuen Grundschulmensen
Bereits im Frühjahr hatte der Ge-meinderat beschlossen, dass rund elf Millionen Euro ausgegeben werden sollen, damit die fünf Wallenhorster Grundschulen in naher Zukunft mit neuen bzw. erweiterten Schulmensen ausgestattet werden. Diese Summe ist mit dem aktuellen Beschluss für den Neubau an der Katharinaschule nicht mehr einzuhalten, da allein dafür nun rund 1,2 Millionen Euro mehr einzuplanen sind. – Eine Nachfrage bei den drei Nachbarkommunen Osnabrück, Belm und Bramsche hatte jüngst ergeben, dass diese zusam-men deutlich weniger Geld für neue Grundschulmensen als die Gemeinde Wallenhorst ausgeben wollen.
Als Anlass für die Mensaneubauten verweist die Wallenhorster Gemeinde-verwaltung auf das vom Land Nie-dersachsen ab dem Jahr 2026 eingeführte verpflichtende Ganztags-angebot für Grundschulen. Dies soll im Schuljahr 2026/27 zunächst für die ersten Klassen gelten. In den fol-genden Schuljahren soll dann jeweils ein weiterer Jahrgang zum Zuge kommen, so dass ab 2029/30 landes-weit überall in Niedersachsen alle vier Grundschulklassen im Ganztagsbe-trieb sein müssen.
Bis in den Nachmittag reichende An-gebote gibt es an den Wallenhorster Grundschulen schon jetzt. Da diese aber noch freiwillig sind, nehmen nicht alle Schüler daran teil. Genau das gilt auch für das Mittagessen. Aktuelle Zahlen zeigen, dass derzeit rund 70 Prozent der Wallenhorster Grund-schüler in der Mensa ihrer Schule essen. Die Gemeindeverwaltung er-wartet, dass dieser Anteil mit Ein-führung der verpflichtenden Ganz-tagsschule auf 100 Prozent steigen wird.
Für die Mensa der Katharinaschule wird ein Platzbedarf von 100 Sitz-plätzen angenommen. Die Schüler sollen dort in zwei Schichten zu Mittag essen können. Dieser Bedarf wäre nach Angaben der Gemeindever-waltung auch bei der 2,1 Millionen-Variante für den Neubau erfüllt wor-den.
In den nächsten Jahren werden übrigens auch in der Gemeinde Wal-lenhorst überwiegend rückläufige Schülerzahlen an den Grundschulen erwartet. Nach aktuellen Berech-nungen kann etwa die Katharina-schule im Schuljahr 2029/30 noch mit 160 Kindern in ihren vier Jahrgangs-stufen rechnen, was 20 weniger wären wie im derzeitigen Schuljahr. Falls sich der aktuelle Trend einer immer weiter sinkenden Geburtenrate fortsetzen sollte, würde die Zahl der Grundschüler an der Katharinaschule und anderswo ab 2030 noch weiter zurückgehen. (H.)
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