Fällaktion der Landesforsten am Ruller Ortseingang:
Verkehrsschau stellt gefährliche Neigung der Bäume fest
Viele Bürger verärgert – Gemeinde war vorab informiert
Jahrzehntelang haben sie das Erscheinungsbild des Ruller Ortseingangs geprägt. Jetzt sind rund 50 große Buchen, Eichen und Eschen des in Richtung Gruthügel gelegenen Waldstücks für immer verloren. Die größtenteils gesunden Bäume wurden im Auftrag der Landesforsten Niedersachsen mit schwerem Gerät gefällt. Als wesentlichen Grund nennt der verantwortliche Leiter des Forstamts Ankum, Reinhard Ferchland, die Wahrung der Verkehrssicherheit. In der näheren Umgebung war vor einigen Monaten ein umgestürzter Baum auf einen Bus gefallen.
„Das war zwar nicht der entscheidende Anlass, hat aber sicher eine gewichtige Rolle gespielt“, erklärte der Forstamtsleiter auf Nachfrage des Bürger-Echos. Bei einer aktuellen Verkehrsschau sei festgestellt worden, dass viele der in Straßennähe stehenden Bäume in Folge von Trockenheit bzw. Erkrankungen geschwächt und/oder ungünstig gewachsen sind. Ein Großteil des Bestands habe in der ersten und zweiten Reihe eine gefährliche Neigung zur Straße hin entwickelt. Damit habe ein erhöhtes Risiko bestanden, dass die Bäume nicht standsicher sind und auf die Straße fallen könnten, betont Reinhard Ferchland: „Wenn wir nichts unternehmen würden, wären wir im Schadensfall in der Haftung.“
Für die an der Verkehrsschau beteiligten Fachleute sei klar gewesen, dass hier aus Sicherheitsgründen unverzüglicher Handlungsbedarf besteht. „Auch wir bedauern, dass die Fällaktion erforderlich war. Wir machen so etwas nicht gern.“ Zudem sei das Ganze ein Zusatzgeschäft für die Landesforsten Niedersachsen. So würden die Einnahmen durch das verkaufte Holz bei weitem nicht die Kosten für die aufwendigen Arbeiten ausgleichen. Die Landesforsten wollen in naher Zukunft an gleicher Stelle für Ausgleichspflanzungen sorgen. Statt großer Bäume sollen in Zukunft vor allem bis zu zwei Meter hohe Haselnuss- und Holundersträucher am Rand des Ruller Wäldchens stehen.
Der Forstamtsleiter bedauerte im Gespräch mit dem Bürger-Echo ausdrücklich, dass vorab „wohl nicht ausreichend über die Fällaktion und ihre Gründe informiert worden ist.“ Für die von vielen Bürgern geäußerte Kritik habe daher er „großes Verständnis.“ Ob die Wallenhorster Gemeindeverwaltung von der Entscheidung gewusst habe, konnte Reinhard Ferchland nicht sagen. Sicher sei, dass die Gemeinde Wallenhorst hier kein Mitspracherecht habe.
Nach Angaben der Wallenhorster Bauamtsleiterin Claudia Broxtermann ist die Gemeinde vorab informiert worden, dass an dieser Stelle „aufgrund von Verkehrssicherheitspflichten Fällarbeiten durchgeführt werden müssen.“ Die Gemeinde sei hier aber „nicht zustimmungspflichtig“. Die Situation vor Ort sei nicht schön, schreibt die Bauamtsleiterin weiter. Die Gemeinde habe hier aber „keine rechtliche Handlungsmöglichkeit“.
Ganz so leicht ist die Sache für den Ruller CDU-Ratsherrn Alfred Lindner nicht. Er wundert sich, dass die Verwaltung zwar von der weitreichenden Maßnahme gewusst habe, aber nichts zum Schutz möglicherweise erhaltenswerter Bäume unternommen habe. Zumindest hätten die Umwelt- und Klimaschutzbeauftragten der Gemeinde vor Ort sein und die Ratsmitglieder informiert werden müssen. Warum die Verwaltung hier jeweils untätig geblieben ist, sei ein „unentschuldbarer Fehler“, betont Alfred Lindner: „Wer es wirklich ernst mit dem Umwelt- und Klimaschutz meint, handelt anders.“
Ob die Fällaktion wirklich in diesem Ausmaß nötig war, um Fußgänger, Rad- und Autofahrer zu schützen, wird von unabhängigen Fachleuten und Praktikern übrigens zumindest hinterfragt. „Ich hatte ein ähnliches Problem“, berichtet etwa der ehemalige Ratsherr Hans Stallkamp. Statt den Bestand zu fällen, habe er das in den Baumkronen entstandene Totholz mit Hilfe eines Hubsteigers entfernen lassen. „Die Bäume stehen nun wieder sicher und sind für niemand eine Gefahr.“
Sicher ist: Rund 50 große Bäume sind weg, was in Rulle – Stand jetzt – weder der Klimabilanz noch dem Erscheinungsbild gut tut. (H.)
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