Engagierte Anregungen und Diskussionen bei der Bürgerfragestunde –
Gemeinde gegen Tempo 30 vor der Schule in Hollage –
„Mit dieser Ablehnung haben wir nicht gerechnet“
Eigentlich hätte die jüngste Sitzung des Wallenhorster Bauausschusses pünktlich um 17.30 Uhr beginnen sollen. Tatsächlich wurde der erste Tagesordnungspunkt erst gut 20 Minuten später aufgerufen. Der Grund waren zahlreiche Anfragen, die deutlich mehr Zeit in Anspruch nahmen als die ab 17.15 Uhr eingeplante Bürgerfragestunde, die ansonsten fast immer schnell beendet ist. Diesmal war das anders. Auf der Empore über dem Ratssitzungsaal waren – mit Maske und sicherem Corona-Abstand – rund 20 Besucher mit Fragen zu unterschiedlichen Themen anwesend.
Dass sich so viele Bürgerinnen und Bürgern vor einer Sitzung des Fachausschusses direkt an die Verwaltung und die Ratsmitglieder wenden wollten, kam für viele der Entscheider offensichtlich überraschend. Einige Rats- und Verwaltungsmitglieder blickten fast ungläubig immer wieder nach oben zu den Fragestellern. Die Reaktion von Bürgermeister Otto Steinkamp war bei fast jeder Bürger-Einlassung ähnlich. Nach einem kurzen Austausch der Argumente versprach er mit ruhigen Worten, dass die Verwaltung die Angelegenheit zur Kenntnis nehme und prüfen werde.
Bei der von mehreren besorgten Eltern und Anwohnern vorgebrachten Forderung nach Tempo 30 im Bereich der Schule auf der Hollager Straße machte die Verwaltung ihre Haltung schon während der Bürgerbefragung deutlich. „Wir sehen hier keine Verkehrsgefährdung“, erklärte der für den Bereich Sicherheit und Ordnung zuständige Fachbereichsleiter Rüdiger Mittmann. „Hier muss niemand Angst haben“, ergänzte der Bürgermeister. Die Verwaltung sei sicher, dass Tempo 50 für Autofahrer auch in unmittelbarer Nähe der Schule vertretbar ist.
Dass sich die CDU-Fraktion nach einem Treffen mit den Bürgern, der Forderung für die Temporeduzierung angeschlossen hat, ändere nichts an dieser von verschiedenen Fachleuten gestützten Einschätzung, betonte der Bürgermeister. Ein Tempolimit sei an dieser Stelle unnötig und nicht zielführend. Weil es sich bei der Hollager Straße um eine Landesstraße handelt, sei dort Tempo 30 zudem rechtlich nur schwer durchsetzbar. Die zur Sitzung gekommenen Bürger reagierten mit Unverständnis. „Uns geht es um die Sicherheit der Kinder“, erklärte eine Sprecherin: „Wir dachten, dass wir hier offene Türen aufstoßen. Mit dieser Ablehnung haben wir nicht gerechnet.“
Kurze Zeit später sprach sich eine weitere Bürgergruppe für eine Entschleunigung des Straßenverkehrs im unteren Bereich des Stadtwegs in Rulle aus. Da dort viele Familien mit Kindern leben, sollte die Gemeinde mit verkehrsberuhigenden Maßnahmen für mehr Sicherheit sorgen. Bürgermeister Otto Steinkamp versicherte auch hier in einer kurzen Stellungnahme, dass er die Anregung zur Kenntnis genommen habe und prüfen werde.
Gefragt war der Bürgermeister schließlich auch bei einer Anfrage zu den in naher Zukunft geplanten Neubaugebieten. Ein Bürger wollte wissen, ob die Grundstücke in erster Linie für Einheimische bestimmt sind oder die Naturflächen mit dem Effekt versiegelt werden, dass Wallenhorst zunehmend zu einer Schlafstadt von Osnabrück wird.
Auf mehrmalige Nachfrage zum Neubaugebiet am Stadtweg räumte der Bürgermeister ein, dass es hier noch keine Liste gibt, an der man erkennen kann, woher die Bewerber kommen. „Sie können aber sicher sein, dass die Nachfrage Wallenhorster Bürger das Angebot übersteigen wird“, erklärte der Bürgermeister. Die Reaktion eines anderen Besuchers zeigte, dass dieses Thema auch positiv bewertet wird: „Ich finde es toll, dass die Gemeinde hier neue Grundstücke bereitstellt. Wir werden uns dafür ganz sicher bewerben.“ (H.)
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