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Was wird aus dem Markant-Markt?

Betreiber verlässt Rulle zum 31. Juli 2021 – Bünting will im Ort bleiben –  

Alternativfläche am St. Bernhardsweg – Mehrere Interessenten aus unterschiedlichen Sparten

„Herzlichen Glückwunsch. Aber schade, dass ihr nicht hier bleibt.“ Jens Wechsler wird in dieser Mittagsstunde immer wieder freundlich von Kunden angesprochen. Der Geschäftsführer des Ruller Markant-Markts Glissmann hatte wenige Tage zuvor bekanntgegeben, dass die Ära des Lebensmittelgeschäfts am 31. Juli 2021 nach rund 37 Jahren zu Ende gehen wird. Jens Wechsler wird dann den seit 1984 im Ruller Ortszentrum bestehenden Markant-Markt schließen und mit seinem Team einen neuen Rewe-Markt im Osnabrücker Landwehr-Viertel eröffnen. Bei einem Treffen mit dem Bürger-Echo erklärt der Unternehmer, warum er seine geschäftliche Zukunft in Osnabrück und nicht mehr in Rulle sieht.   

„Letztlich ist das eine unternehmerische Entscheidung.“ Der Markant-Markt sei mit einer Verkaufsfläche von gut 600 Quadratmetern schlichtweg zu klein für einen wirtschaftlich lukrativen Betrieb. Der neue Markt in Osnabrück biete hier mit etwa 1.300 Quadratmetern deutlich bessere Perspektiven. Wenn es eine praktikable Erweiterungsmöglichkeit oder die realistische Option für einen Neubau an anderer Stelle in Rulle gegeben hätte, wäre er eigentlich gern geblieben, betont Jens Wechsler: „Wir fühlen uns stark mit Rulle verbunden.“ 

Dass ein langfristiger Weiterbetrieb des Markant-Marktes unter diesen Bedingungen nicht möglich ist, sei auch der Gemeinde seit längerer Zeit bekannt gewesen. „Wir haben dazu sehr offene und faire Gespräche mit der Verwaltung geführt.“ Leider habe das am Ende nicht zu einem akzeptablen Ergebnis geführt. „Wir werden nun bis zum 31. Juli 2021 alles tun, um unsere Kunden wie gewohnt zufrieden zu stellen.“ Mit diesem Tag ende die Vertragsbindung mit der Firma Bünting, die den Markt von einem in Bohmte ansässigen Eigentümer gemietet und an die Familie Glissmann untervermietet hat. Die Entscheidung über die künftige Nutzung liege bei dem in Ostfriesland ansässigen Unternehmen, das über einen längerfristigen Mietvertrag für das Gebäude verfügt. 

Die Bünting-Gruppe hat inzwischen in einer Pressemitteilung erklärt, dass man die Lebensmittel-Nahversorgung in Rulle auch in Zukunft sicherstellen möchte und sich um einen neuen Marktbetreiber bemüht. Nach Informationen des Bürger-Echos untersucht das Unternehmen auch die Eignung einer Alternativfläche, die am St.-Bernhardsweg zwischen dem Ruller Schulzentrum und der Gärtnerei Kruse liegt. Die rund 1,5 Hektar große Freifläche ist im Besitz der Klosterkammer und von der Gemeinde Wallenhorst als Mischgebiet ausgewiesen, auf der neben einer Wohnbebauung auch der Bau eines neuen Lebensmittelmarktes möglich wäre.  

Wie weit die Überlegungen der Firma Bünting sind, konnte das Bürger-Echo bislang noch nicht erfahren. Viel mehr wissen dazu offenbar auch die Verwaltung und große Teile der Gemeindepolitik nicht. So erklärt zum Beispiel der SPD-Fraktionschef Guido Pott, dass er „von der Entwicklung überrascht worden ist“ und derzeit noch nicht abschätzen könne, wie es mit der Lebensmittel-Nahversorgung in Rulle weitergeht. Da es aber einen zweiten Lebensmittelmarkt im Ort gibt, werde es auch dann keinen Versorgungsnotstand geben, wenn es im August 2021 noch keinen Nachfolger gibt. Die Verwaltung arbeite zudem auf Hochtouren an diesem Thema, berichtet auch der Vorsitzende des Bauausschusses, Martin Lange (SPD), gegenüber dem Bürger-Echo: „Ich bin zuversichtlich, dass es eine gute Lösung geben wird.“

Tatsächlich gibt es offenbar sowohl für den bestehenden Markant Markt wie auch für einen Neubau am St.-Bernhardsweg jeweils mehrere Interessenten aus mehreren Sparten, die sich gegenüber der Öffentlichkeit allerdings noch bedeckt halten möchten. „Derzeit laufen hier mehrere Gespräche“, berichtet der Ruller CDU-Ratsherr Dr. Dennis Schratz ohne auf Einzelheiten eingehen zu wollen. Positiv ist aus seiner Sicht, dass die Firma Bünting beteuert habe, in Rulle bleiben zu wollen. Dass es nicht gelungen ist, den seit Jahrzehnten bewährten Markant-Betreiber zu halten, bedauert Dr. Dennis Schratz. Jetzt liege es vor allem am Bürgermeister, die nun anstehenden Verhandlungen mit anderen Interessenten zu einem positiven Ergebnis zu bringen und damit die Lebensmittelnahversorgung in Rulle auch in Zukunft sicherzustellen. (H.) 


Kommentar

von Redakteur Klaus Hilkmann

Eigentlich...

Zahlreiche zufriedene Kunden und eine seit Jahrzehnten fest im Ort verwurzelte Unternehmerfamilie, die eigentlich gern geblieben wäre: Dass die Ära Glissmann in Rulle bald zu Ende geht, ist zumindest auf den ersten Blick schwer zu verstehen. Erst beim genaueren Hinschauen und nach vielen Gesprächen wird erklärbar, warum es zu dieser Entwicklung gekommen ist. 

Letztlich haben hier mehrere Faktoren eine Rolle gespielt. Der seit 1984 bestehende Markt ist heute mit gut 600 Quadratmetern Verkaufsfläche einfach zu klein für einen wirtschaftlichen Betrieb. Eine Erweiterung wäre aus verschiedenen Gründen schwierig und sehr teuer geworden. Auch ein Wechsel inklusive Neubau eines größeren Marktes an den unweit entfernten St.-Bernhardswegs wäre wohl nicht ohne weiteres möglich gewesen. Es fehlte hier offenbar auch an der für eine Millionen-Investition erforderlichen Planungssicherheit. Am Ende waren für die Markant-Betreiber zu viele Fragen offen, um sich für eine Zukunft in Rulle zu entscheiden.   

Ob die Verwaltung mit dem Bürgermeister an der Spitze genug für den Verbleib einer alteingesessenen Unternehmerfamilie getan hat, ist zwar eine interessante Frage. Viel wichtiger ist aber, wie es nach dem 31. Juli 2021 mit der Nahversorgung in Rulle weitergeht. Den Schlüssel hält hier die Firma Bünting in den Händen, die als langjähriger Mieter den ersten Zugriff auf das Markant-Gebäude und sicher auch die finanziellen Mittel für einen Neubau am St.-Bernhardsweg hat. 

In der Politik und Verwaltung sind jetzt Türöffner für eine gute Lösung gefragt. Das Bekenntnis von Bünting zum Standort Rulle ist hier ein erstes positives Signal. Weitere Interessenten für einen neuen Lebensmittelmarkt würden die Suche nach einem neuen Anbieter sicher erleichtern. Doch Vorsicht: Dass eigentlich alles passt, hätte man vor einiger Zeit auch bei den Markant-Betreibern gedacht. Die Ruller Bürgerinnen und Bürger werden die weitere Entwicklung sicher gespannt verfolgen. (H.)


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