Gemeinde kann mit Überschuss von 2,7 Millionen Euro rechnen –
Plus ermöglicht Investitionen ohne Kreditaufnahme –
Rekordeinnahmen bei der Gewerbesteuer
Nach einem Rekordüberschuss von 5,5 Millionen Euro für 2018 kann die Gemeinde Wallenhorst auch für das Haushaltsjahr 2019 mit einem satten Plus von 2,7 Millionen Euro rechnen. „Die letzten zwei
Jahre waren richtig gut“, betonte Kämmerer Florian Lüttkemöller gegenüber dem Bürger-Echo. Alles in allem verfüge die Gemeinde nun über eine Rücklage von etwa 14 Millionen Euro. Das Geld liege
zwar nicht als frei verfügbares Guthaben auf dem Girokonto, biete aber finanzielle Sicherheit für schlechtere Jahre, in denen der Haushalt nicht ausgeglichen werden kann.
Letztlich kommt das gute Haushaltsergebnis auch den Bürgerinnen und Bürgern zu Gute, erklärt Florian Lüttkemöller. So könne der Millionen-Überschuss für Investitionen genutzt werden, die sonst
nur mit neuen Krediten möglich wären. 2018 konnten dank des Überschusses eine Vielzahl von Maßnahmen finanziert werden. Die Palette reicht hier von der Anschaffung neuer Feuerwehrfahrzeuge sowie
Sanierungsarbeiten in Schulen und Sportstätten bis hin zur Bereitstellung erster Finanzmittel für den inzwischen begonnenen Krippenneubau, erklärt Florian Lüttkemöller: „Die finanziell gute
Entwicklung kann sich natürlich auch positiv auf den Schuldenstand auswirken“.
Besonders erfreulich ist für den Kämmerer, dass die aktuelle Schätzung für das Haushaltsjahr 2019 noch besser ausfällt als erwartet. Bei einer ersten Prognose hatte die Gemeinde vor einem Jahr
mit einem Haushaltsplus von knapp einer Million Euro gerechnet. Dass daraus vermutlich rund 2,7 Millionen Euro werden, habe mehrere Gründe. Einerseits profitiere die Gemeinde erneut von einer auf
Hochtouren laufenden Konjunktur. Darüber hinaus sei auch die wirtschaftliche Lage der Wallenhorster Unternehmen insgesamt offensichtlich sehr zufriedenstellend, berichtet Florian Lüttkemöller:
„Mit etwa 9,7 Millionen Euro wird die Gemeinde im Jahr 2019 wahrscheinlich so viel Gewerbesteuer einnehmen wie nie zuvor.“
Ob auch 2020 ein goldenes Haushaltsjahr für Wallenhorst wird, könne man natürlich noch nicht absehen. Entscheidend sei hier die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Vor den im Zuge von Brexit und
Corona aufziehenden dunklen Wolken am Wirtschaftshimmel müsse sich die Gemeinde erst einmal nicht fürchten. Dank der gut ausgestatteten Rücklage sei die Gemeinde auch für schlechtere Zeiten gut
gerüstet. (H.)
KOMMENTAR... von Redakteur Klaus Hilkmann
Alles bestens?
Auf den Rekordüberschuss von 2018 folgt ein Haushaltsjahr später ein Einnahmerekord bei der Gewerbesteuer. In nur zwei Jahren hat die Gemeinde ein Plus von 8,2 Millionen Euro erwirtschaftet. Und
auch von der inzwischen gut 14 Millionen Euro hohen Rücklage können die meisten vergleichbaren Kommunen nur träumen.
Nach diesen Zahlen scheint in Wallenhorst alles bestens zu sein. Zur ganzen (Finanz)-Wahrheit gehört jedoch auch ein Blick auf den Schuldenstand der Gemeinde, der in diesem und den folgenden
Jahren voraussichtlich ebenfalls eine nie zuvor erreichte Rekordhöhe von 30 Millionen Euro und mehr erreichen wird.
Sicher ist, dass die fetten Haushaltsjahre für die Wallenhorster Bürger-
innen und Bürger viel Gutes gebracht haben. Etliche Investitionen sind dank der positiven Zahlen üppiger als gedacht ausgefallen oder überhaupt erst möglich geworden. Die lange Liste auf der
Habenseite reicht hier von zahlreichen kleineren Maßnahmen bis zu dem Krippenneubau im Wallenhorster Zentrum, der mit – Stand heute – deutlich über sechs Millionen Euro fast doppelt so teuer
werden darf wie zunächst geplant.
Doch Vorsicht: Das komfortable Leben in guten Jahren bedeutet auch ein Risiko. Denn sobald sich die Konjunktur eintrübt, wird es auch in Wallenhorst schnell mit den Haushaltsüberschüssen vorbei
sein. Dass die Gemeinde in jüngster Zeit ausgerechnet in guten Wirtschaftsjahren einen zuvor ungeahnt hohen Schuldenstand aufgebaut hat, könnte sich noch rächen. Anders als die
Haushaltsüberschüsse wird das 30 Millionen-Minus erst einmal bleiben und die Gemeinde bei einer Abkehr von der derzeitigen 0-Zins-Politik noch deutlich mehr drücken als jetzt.
Was dann auf die Gemeinde Wallenhorst zukommen könnte, macht eine einfache Rechnung nach Adam Riese klar. Schon bei einem Zinssatz von drei Prozent müsste die Gemeinde für den aktuellen
Rekordschuldenstand fast eine Million Euro pro Jahr aufbringen. Zu einem Großteil mit Krediten finanzierte Investitionen könnten sich dann von einer Wohltat in eine Belastung verwandeln.
Dass ein Szenario mit einem sinkenden Wirtschaftswachstum und steigenden Zinsen keineswegs ein unrealistisches Szenario ist, wissen viele Häuslebauer aus den siebziger und achtziger Jahren nur zu
gut. Seinerzeit waren Kreditverträge mit sechs oder acht Prozent eher üblich als die Ausnahme. Die derzeit in der Verwaltung und der Politik verantwortlichen Entscheider müssen sich davor (noch)
nicht fürchten. Für die nächste Generation könnte das ganz anders sein. (H.)