Mehrausgaben für die Kinderkrippe steigen nach Angaben von Bürgermeister
Otto Steinkamp weiter an:
Gebäude wird voraussichtlich über 70 Prozent teurer als geplant –
Technikraum von zehn Quadratmetern hat sich als zu klein erwiesen –
Kosten für den Parkplatz zu niedrig angesetzt
Der Gemeinderat hat genau 3,5 Millionen Euro für das neue Krippenhaus in Wallenhorst freigegeben. Vor knapp zwei Monaten war der SPD-Ratsherr Hans Stegemann in einem Interview mit dem Bürger-Echo
von 1,5 Millionen Euro Mehrausgaben ausgegangen. Vier Wochen später hatte die CDU-Fraktionsvorsitzende Anna Schwegmann an gleicher Stelle einen Anstieg auf 2,3 Millionen Euro beklagt. Nach dem
neuesten Stand beziffert Bürgermeister Otto Steinkamp die voraussichtlichen Kosten auf genau 6.059.138,29 Euro.
Das von der Verwaltung zunächst mit 3,5 Millionen Euro kalkulierte Projekt wird demnach vermutlich noch einmal deutlich teurer. Ganz genau um nunmehr fast 2,506 Millionen Euro, was einer
Kostensteigerung von mehr als 70 Prozent entspricht. Mit weiteren finanziellen Nachschlägen rechnet der Bürgermeister nicht. Eine entsprechende Nachfrage des Bürger-Echos beantwortete er wie
folgt: „In den nächsten Wochen sind noch einige Gewerke auszuschreiben und Aufträge zu vergeben. Die Verwaltung geht nach Rücksprache mit dem Architekten und den Fachplanern davon aus, dass die
Kosten von 6.059.138,29 Euro nicht weiter steigen.“
Sicher ist, dass man mit den unerwarteten Mehrkosten fast 110 Euro für jeden der rund 23.000 Wallenhorster Einwohner ausgeben könnte. Für einen fünfköpfigen Haushalt käme so ein Budget von rund
550 Euro zusammen. Mit dem Geld könnte die Gemeinde vieles für ihre Bürgerinnen und Bürger tun – beispielsweise umweltfreundlichen ÖPNV und klimaneutrale Maßnahmen bezuschussen. Auch die vielen
Ehrenamtlichen hätten sich sicher über einen zusätzlichen warmen Finanzregen für ihren Verein oder ihre Initiative gefreut.
Eine entsprechende Ideenliste könnte lange fortgesetzt werden. Im Gemeinderat ist das allerdings noch nicht passiert. Abgesehen von kritischen Tönen aus der CDU-Fraktion hat es dort bis heute
keine Nachfragen zu den hohen Mehrkosten gegeben. Was eine kritische Aufarbeitung der Millionen-Kostensteigerung betrifft, sind SPD, FDP, CDW/W, UWG, Wählergemeinschaft und Grüne in
Schweigsamkeit vereint.
Bürgermeister Otto Steinkamp weist gegenüber dem Bürger-Echo mögliche Kritik zurück. Anders als die CDU-Fraktionsvorsitzende Anna Schwegmann jüngst im Bürger-Echo-Interview geäußert hatte, seien
bei der ursprünglichen Planung „keine Gewerke und keine Kostengruppen vergessen worden.“ Im Jahr 2017 – also als Grundlage der Kostenplanung – sei ein Architektenwettbewerb durchgeführt worden.
Die geschätzten Ansätze seien aufgrund der seinerzeit „vorliegenden Baupreisindizes ermittelt worden“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des Bürgermeisters weiter.
Im Planungsprozess habe sich dann aber unter anderem gezeigt, dass der seitens der Gemeinde mit zehn Quadratmetern im Erdgeschoss bemessene Technikraum zu klein ist. „Das Gebäude wird nun
teilunterkellert“, erklärt der Verwaltungschef. Im Keller befinden sich nach der Neuplanung unter anderem die Lüftungszentrale, ein Hausanschlussraum, der Technikraum für die
Sicherheitsbeleuchtung und der Übergaberaum für die Fernwärme. Als Gründe für wesentliche Kostensteigerungen listet Bürgermeister Otto Steinkamp neben der eigentlich nicht vorgesehen
Teilunterkellerung insgesamt sieben verschiedene Punkte auf. Neben Preissteigerungen im Baugewerbe und neuen kostensteigernden Anforderungen gehören dazu auch überraschende Mehrkosten, die sich
erst bei der konkreten Planung ergeben haben. Zum Beispiel sei zum Schutz der nördlichen Nachbargrundstücke ein zu bepflanzender Grünstreifen anzulegen. Zudem wurden „bei der ersten
Kostenschätzung die Kosten für den Parkplatz, die Umfahrungsschleife für den Bring- und Abholverkehr sowie die Gestaltung der Grünfläche bis zur Großen Straße hin zu niedrig angesetzt.“ Nicht
zuletzt habe man sich während des Planungsprozesses für eine Vergrößerung des Außengeländes entschieden. Dafür sei ein 676 Quadratmeter großes Nachbargrundstück erworben
worden.
Der in der nächsten Ratssitzung am 19. Dezember zur Abstimmung stehende Haushalt für 2020 sieht auch ohne die jetzt bekannt gewordene erneute Kostensteigerung für das Krippenhaus eine erhebliche
Neuverschuldung vor. Die Finanzplanung des Kämmerers geht demnach davon aus, dass der Schuldenstand der Gemeinde Wallenhorst in den nächsten zwei Jahren auf zuvor unerreichte über 26 Millionen
Euro ansteigen wird. (H.)